„In Klausur gehen“ kommt aus dem Lateinischen: Clausura (= Verschluss) und bezieht sich ursprünglich auf den abgeschlossenen Teil eines Klosters. In der Spätmoderne tut es aber auch ein WG-Zimmer, eine zusätzliche musikalische Akustikwand und – am wichtigsten – eine Software zum ablenkungsfreien Schreiben.
Monat: März 2021
02.03.2021
Grrrrrr.
Eine halbe Pampelmuse und Kaffee zum Frühstück, zu kraftlos zum Joggen und dann, während wir Laufen sind, eine riesige Portion Nudeln machen und vor dem Abendessen sagen, man sei leider schon total überfressen? Schlaf gut, Smileys und GIFs, wenn es gerade zur Laune passt? Lieber die Spülmaschine zweimal laufen lassen, anstatt die Salatschüssel oder einen Topf mit der Hand abzuwaschen und das Geschirr daneben stapeln? Aber wer muss den Anblick und diese Atmosphäre den ganzen Tag ertragen, weil sein Auge gar nicht anders kann als die Oberflächen nach Aufgaben und Rissen abzusuchen und wer muss dann später die Maschine aus und wieder einräumen? Natürlich ist das wie der schlechte Schlaf nur ein selbstverstärkendes Symptom und nicht die Antriebskraft des Ursachenkreisels, aber ey:
GRRRRR.
01.03.2021
Labern und Gerede, Gerede und Labern, schreibe ich auf die großen Pappbögen; wer Logorrhö sagt hat nicht hingehört, nicht verstanden, dass es nicht um protestantischen Mehrwert und Kohärenz geht, das ging es nie, sondern darum, die Welt und das Ich zu erzeugen, das da spricht, und zwar immer im Miteinander, im Dazwischen, es geht also um Geborgenheit, Anerkennung, die Vergewisserung im Spiegel der Stammesgemeinschaft und um Erotik, denn hören ist sprechen und sprechen ist hören, also wird gelabert und geredet und geredet und gelabert und schon ist es wieder Theorie und auch Brecht sagt Hallo, denn auch reine Wissenschaft war es nie, es war immer auch Kunst und Literatur, und so schreibt er ironisch über das Radio: „Man hatte plötzlich die Möglichkeit, allen alles zu sagen, aber man hatte, wenn man es sich überlegte, nichts zu sagen. […] Ein Mann, der was zu sagen hat und keine Zuhörer findet, ist schlimm daran. Noch schlimmer sind Zuhörer daran, die keinen finden, der ihnen etwas zu sagen hat.“