Monat: Oktober 2021

24.10.2021

Im Traum von T. kommt aus ihrer einen Brust Hafer- und aus der anderen Sojamilch und ich komme später auch vor, aber nicht so spektakulär wie im Traum von M., da liege ich mit spätrömischer Dekadenz und von Lichtschläuchen umhüllt auf dem Küchenboden und erkläre ihr irgendwas. So umtriebig in fremden Träumen bleiben meine eigenen farblos.

23.10.2021

Den ganzen Tag wird in unterschiedlichen Konstellationen gefrühstückt, immer kleine Häppchen und dann gehen wir zum Monologfestival, wo es kleine Theaterportionen gibt und auch da esse ich weiter, denn irgendwann werden die Reste des Buffets für die Künstlerinnen verteilt. Quasi ein „Häppchen Happening“, aber das klingt als würde die Dorffleischerei im lokalen Werbeblatt ihren großen Feinschlemmertag bewerben.

Wir schauen uns (zu dritt!) drei Stücke an und ich hoffe auf ein lehrreiches, ein lustiges und ein Stück, bei dem ich später das Gefühl habe KUNST erlebt zu haben. Die Praxis ist matschiger als die Theorie, aber beide Dreierkonstellationen funktionieren zu meiner Freude.

22.10.2021

„Umweltschutz ohne Klassenkampf ist gärtnern“, heißt es sinngemäß übersetzt in einem der Filme. Das Zitat gefällt mir, ich bin aber auch privilegiert genug, einfach nur Spaß an Gartenarbeit haben zu können, und genau diese Differenz prägt auch den Rest des Filmabends. Also ist es eigentlich wie immer, nur dass bei diesen Veranstaltungen statt der afrikanischen mittlerweile eher die lateinamerikanische Diaspora im Publikum sitzt. Trotzdem geht es im Nachgespräch vor allem um Kamerun, aber auch um die Reproduktion von Rassismen und stilisierte Opferrollen. Wenn ich dazu einlade, globale Perspektiven zu zeigen und mich dann beschwere, dass sie nicht genug nach Ermächtigung und Anklage klingen, dann spreche ich Menschen doch schon wieder ihre Erfahrung ab, oder? Für dieses Problem des guten Willens gibt es sicherlich einen Namen, Aufsätze und wütende Tweets, die mir erklären, wie schlimm diese Frage ist. Aber ich kann mir aussuchen, wann ich lieber im Garten arbeite.

21.10.2021

Ignatz, der jetzt Hendrik heißt, und streng genommen sogar Hendrik 2 ist, wie der Sprecher des deutschen Wetterdienstes der dpa erklärt, fegt die frisch gefärbten Herbstblätter von den Bäumen auf die Straße und da fegt sie die Straßenkehrmaschine zusammen, deren feuchten Spur ich heute nicht erkennen kann, weil es zu Regnen begonnen hat, kaum dass ich das Haus verlassen habe. Wie im Spätsommer eingeschlafen und im Hochherbst aufgewacht ist alles, irgendwie fremd und so stemme ich mich Jahreszeitentrunken in meiner dünnen Sommerabendjacke gegen den Wind und erst auf dem Rückweg vom Paketshop fällt mir auf, dass ich mir für den Rückversand der Winterschuhe auch sicherlich ein kostenloses Rücksendelabel hätte runterladen können und mir so die acht Euro Versand erspart geblieben wären. Aber genau wie ich nicht nochmal nachgeschaut habe, welche Zutaten für den Kuchen wirklich noch fehlen, sondern geraten habe, was ich noch kaufen muss, habe ich auch nicht nochmal im Webshop nachgelesen, wie die Retoure funktioniert. Das Paket sollte einfach nur weg, die Zutaten für den Kuchen sollten einfach nur da sein. So ein Tag ist das.

20.10.2021

Binge Watching (das Binge Eating bleibt unter uns)

19.10.2021

Irgendwo in einem Hochhaus der Bahn gibt es einer Powerpointpräsentation mit Statistiken zur Nutzung ihrer Website und auf einer dieser Folien steht, wie lange Menschen auf die Vorschläge des Sparpreisfinders starren, bevor sie sich für zwei Verbindungen entscheiden. Was da nicht steht, ist, wie oft sie dabei in ihren Kalendern hin- und herblättern, wie sie immer wieder ihr Handy entsperren, um zu schauen, ob die Bestätigung schon da ist, dass es wirklich kein Problem ist, erst so spät anzukommen, und auf der Folie steht auch nichts von den Überlegungen, ob sie nicht doch möglich wäre, den Freitag freizunehmen und vom neuen Tab, in dem der Kontostand gecheckt wird, schon gar nichts. Da steht nur eine Zahl. Vielleicht auch, wie oft sich Leute die Details der Verbindungen anzeigen lassen, bevor sie eine auswählen oder höchstens noch wie oft sie sich umentscheiden, aber vor allem steht da, wie viel Zeit im Durchschnitt zwischen dem Laden der Seite und der Bestätigung der Verbindungen vergeht. Zumindest stelle ich mir das so vor.

Und wenn sie es eh messen, dann könnten sie mir das doch auch nach der Buchung anzeigen: „Du hast 7 Minuten länger für deine Zugwahl gebraucht als der Durchschnitt heute. Willst du nicht vielleicht doch lieber ein Ticket ohne Zugbindung buchen?“, oder: „Oha, du bist dir deiner Sache aber sicher. Unter 15 Sekunden! Kontrolliere hier lieber noch mal deine Daten.“

Aber was ich mich eigentlich frage: Wie lang braucht denn der Durchschnitt beim Sparpreisfinder? Wie schlimm bin ich? Und was sehen die Leute im Raum mit der Statistik, wenn sie sich diese Zahl anschauen?

18.10.2021

Die gute Nachricht: Sie haben nur einen einzigen Weisheitszahn.
Die schlechte: Der sollte raus.
Die peinliche: Sie werde ihre Sorgen diesbezüglich erstmal weit von sich fernhalten und sich stattdessen in den Verlust der Kontrollillusion hineinsteigern und sich mehr auf die Verurteilung ihres Taumelns fokussieren als darauf, sich irgendwo festzuhalten oder nach einer Hand zu bitten.
Haben Sie noch Fragen?