Jahr: 2023

26.07.2023

Zum ersten Mal, seitdem ich nach Berlin gezogen bin, wohne ich auch wirklich da, wo ich gemeldet bin. Der Mitarbeiter im Bürgeramt, der mir am frühen Morgen den entsprechenden Sticker auf den Ausweis klebt, ist sich der Feierlichkeit des Anlasses sichtlich nicht bewusst und auch dem Sicherheitspersonal fällt nicht auf, dass ich zum ersten Mal ohne Sorge vor Ungereimtheiten in meinen Unterlagen auf den Hartschalenbänken im Wartebereich sitze, fast schon entspannt.

25.07.2023

Wie geht das Sprichwort? Wo zwei Opfer der angedeuteten Versprechungen der Nahrungsmittelergänzungsindustrie geworden sind, müssen sie ihre Pillen und Pulver zumindest nicht voreinander verstecken.

24.07.2023

Bin jetzt im besten Alter für Investitionen in Küchenmesser, aber zu faul für den Wetzstein. Ein schwieriger Zeitpunkt für Männer, die in solchen Momenten schnell verunsichert in Kaffeemaschinen oder Naturweine abrutschen, um wieder das Gefühl der Kontrolle zu erlangen.

23.07.2023

Gedimmte Museumslicht macht mich immer schrecklich müde, aber die Klimaanlage hält mich wach. Zitterndes Gähnen vor alten Meistern.

22.07.2023

Manche geben ihr Geld für besondere Menüs aus, ich verbringe meinen Vormittag am entspanntesten Ort, den man sich an einem Samstag vorstellen kann, im Gartencenter. Als Vorspeise gibt es einige Küchenkräuter und Duftblüher, als Hauptspeise einen Zierahorn, mit dem ich auf dem Parkplatz angesprochen werde, ob es im Baumarkt jetzt auch Hanf zu kaufen gäbe, und zum Nachtisch werden einige Balkonkastenblüher gereicht, die ich nur kaufen darf, weil ich an der Kasse angebe, sie für eine alte Nachbarin mitzubringen.

21.07.2023

Im Kalender blocke ich zwei Stunden, um den 60er Jahre Kleiderschrank mit Birnbaumfurnier abzuholen. Ist ja nicht weit. Inklusive Ab- und Aufbau dauert alles aber insgesamt mehr als sechs Stunden. Die DDR steckt nicht nur noch fest in den Köpfen, sondern auch sicher verschraubt in den Schlafzimmern. An der Geschichte ist schwer zu schleppen.

20.07.2023

Der Termin für die Einweihungsparty ist fast so bedrohlich wie der Einzugstermin. In einem Monat soll alles so aussehen, als würden nur noch wenige Handgriffe fehlen.