Jahr: 2023

25.01.2023

„Da kommen sie aber gerade ganz ungünstig“, sagt der Mann im Paketshop um die Ecke, von dem ich erst seit der Benachrichtigung im Briefkasten gestern weiß, dass es hier neben gebrauchter Elektronik und Geldwäscheangeboten auch Internetbestellungen zum Abholen gibt. „An das Paket komme ich leider gerade nicht ran“, sagt er und deutet auf eine Wand aus Waschmaschinen hinter ihm und weil mein Gesichtsausdruck eine Nachfrage unnötig macht, fügt er hinzu: „Das Regal ist dahinter. Wir bauen gerade um.“ „Aha“, antworte ich, und nach einer kurzen Pause „Verstehe“ und ich verstehe es tatsächlich, denn es handelt sich wirklich um eine beeindruckende Wand. Drei Waschmaschinen hoch und sechs Maschinen breit, fast alles Markenprodukte. Dahinter wartet ein Paket auf mich, von dem ich nicht weiß, was darin sein könnte und das macht die Situation noch viel unbefriedigender. Nachdenklich starre ich die Waschmaschinen an, als würden sie dadurch zur Seite rücken. „Selbst wenn ich an das Paket käme, könnte ich es ihnen nicht geben, weil wir gerade die Kabel neu ziehen und ich nicht ins System komme“, erklärt der Mitarbeiter weiter. „Jaja, das System“, antworte ich geistesabwesend, weiter auf die Waschmaschinen fokussiert: „Ne, klar, am Ende landet man doch immer wieder bei der Systemfrage. Ich komme dann später nochmal vorbei. Vielleicht kommt die Revolution ja noch vor dem Feierabend.“

24.01.2023

17:03 – zwei Bilder

17:06 – „Alien OP. Irgendetwas wurde gepflanzt. Hab nur vergessen was.“

19:06 – „Bestimmt eine Nuss. Bei der weiß man nicht, wie lange sie stumm ausharrt, bevor sie zu keimen beginnt.“

21:57 – „Nein, war ein Diamant und da kam dann Drachenkraft raus.“

22:07 – „Achso. Auf Drachenrücken in Richtung Pferderücken und urlaubsreif zu den Pastéis de Nata getragen?“

22:59 – eine Sprachnachricht

23.01.2023

Der Schein trügt. Das Vorher-Nachher-Bild sieht nach einem anstrengenden Training aus, dabei beginnt und endet die Yogastunde im Liegen und dazwischen passiert auch nicht viel mehr. Ich habe auch keine Ahnung, welcher Tropfen Öl an welche Stelle die Wohnzimmertür dazu gebracht hat, endlich Ruhe zu geben, aber jetzt ist sie still und das Abendessen schmeckt auch ohne die drei Zutaten, für die ich noch mal zum Supermarkt gemusst hätte. Good enough.

22.01.2023

Die Dialoge im neuen Monkey Island Teil fühlen sich für meine Internetohren teilweise sehr langsam an und durch die Bestuhlung mit Tischen hat man im Varietétheater am Abend einen schlechten Blick auf die Bühne, wenn Dinge nah am Boden passieren. Außerdem schmeckt der Dip, den es zu den teuren Chips gibt, nur in Ordnung, aber nicht wirklich gut und auch mit Handschuhen ist es auf dem Fahrrad etwas frisch. Ach, und zum Frühstück gibt es keine rote Marmelade für die Croissants. Kurzum, unmenschliche Zustände, die ich zu ertragen habe.

21.01.2023

Erst bin ich irritiert, dann besorgt, weil nach ein paar Metern auf dem Fahrrad in meinem Handschuh irgendetwas kaltes und hartes an der Spitze des linken Ringfingers ertaste. Anhalten und nachsehen kommt nicht infrage, denn ich bin eh schon spät dran, aber dann erkenne ich es auch schon, es ist definitiv eine Münze. 10 oder 20 Cent, nicht mehr. Ist das hier gerade vielleicht der Anfang eines Märchens über einen magischen Handschuh, der Münzen produziert, denke ich. Wenn ich ca. fünf Sekunden brauche, um den Handschuh auszuziehen, die Münze auszuschütteln und ihn wieder anzuziehen, dann wären das an einem normalen Arbeitstag mit Pausen und Spaziergängen doch auf jeden Fall trotzdem über 1000 Euro, die ich so produzieren könnte! Allerdings haben solche Märchen leider meistens eine Moral, die nicht beim Goldschatz haltmacht. Sicherheitshalber lasse ich die Münze an der nächsten und auch der übernächsten roten Ampel noch im Handschuh. Erst dann hole ich sie heraus, aber keine weitere erscheint. Vielleicht besser so.

20.01.2023

Es ist vielleicht nicht meine erste Handynummer, aber meine zweite auf jeden Fall. Das Angebot war sehr überzeugend: Solange deine Freunde beim gleichen Anbieter sind, könnt ihr so viele SMS schreiben und telefonieren, wie ihr wollt. Den Rest regelte der Gruppendruck und weil sowas noch keine Rolle spielte, trugen in meinem Adressbuch nach wenigen Monaten alle den gleichen Nachnamen: ALDI. Und weil die SIM-Karte noch die gleiche ist, nur zugeschnitten, damit sie in die immer größeren Geräte passte, wobei sie selber immer kleiner wurde, sind die ALDIs immer noch da. Wie viele Nummern davon noch aktuell sind? Bei vielen Namen habe ich kein Gesicht mehr vor Augen. Ein paar Tote sind auch darunter. Andere haben vielleicht schon längst neue Verträge abgeschlossen. Und ich gehe jetzt auch. SMS spielen keine Rolle mehr und Datenvolumen gibt es woanders günstiger. Aber die Nummer und die Kontakte nehme ich mit, die ganze Großfamilie.

19.01.2023

Releasetag
Croissant aus dem Ofen
Eiter aus dem Pickel
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