22.12.2019

Der Tonfall des Redens ist der reifen Musik von Brahms in einem Maße eigentümlich, dass stilbestimmend wirkt. […] Uns will scheinen, dass das Phänomen […] musikalischer Monolog zu nennen wäre. Denn diese Musik nimmt niemals den Gestus der Erzählerischen an […]; auch kennt ihr Redendes nicht die An-Rede, das für oder zu jemandem Sprechen. Sie spricht gleichsam zu sicher über sich, ihr Musiksein ist der Inhalt ihrer Rede, und ihr „gewisser sprechender Ausdruck“ (um ein bedeutsames Beethoven-Wort anzuwenden) scheint – gegründet auf die immerwährende Variation – Nachbedenken und Vorausbesinnen in einem zu sein. Als innerer Monolog es Tonkünstlers ist sie dem des modernen Schriftstellers artverwandt, jedoch überlegen, indem sie durch Harmonik und Polyphonie die Simultaneität mehrschichtiger Tiefenvorgänge darzustellen vermag. Notwendigerweise haftet solchem Reden Einsamkeit an, die Introversion des Modernen überhaupt […]. Das Redende seiner Musik betrifft uns, weil es nichts anderes vorgibt, als sich selbst zu betreffen.

Hans Wilhelm Kulenkampff (Warum ist Brahms berühmt?, in Neue Zeitschrift für Musik CXXX, 1969, S. 417f.) von den zugeschickten Fotos abtippen, während um mich Reservierungskämpfe ausgetragen werden. Meine Strategie: So konzentriert und streng in den Laptop tippen, dass man sich lieber in den Gang setzt, als mich vom Platz zu verscheuchen. Außerdem, was ist das eigentlich für ein geiler Aufsatztitel? Wenn sich im ZEIT-Feuilleton Trashshows schöngeredet in ihrer Aussagekraft über die Gesellschaft, die Kultur und die Zustände insgesamt erklärt werden, dann haben die Artikel nie solche Namen.