26.11.2020

Natürlich gibt es da eine App für. Meine heißt in der deutschen Übersetzung „Gewohnheiten“ und macht nichts anderes als Häkchen zu setzen und wenn ich will, die Häkchensetzerei auszuwerten. Für jede „Gewohnheit“ lege ich einen Namen, eine Farbe und einen Rhythmus fest und dann hake ich ab. Täglich, wöchentlich, zweiwöchentlich, monatlich oder Y mal pro Zeiteinheit Y. Das war’s. Es gibt keine Erinnerungen, keine Möglichkeit meinen Fortschritt zu teilen und keine motivierenden Sprüche. Ich sehe, an welchen Tagen ich was gemacht habe und wenn in einer Zeile aus einem Häkchen ein Kreuz wird, dann weiß ich, das es mal wieder an der Zeit ist, mich bei Oma zu melden, Sport zu machen, Wintervitamine zu nehmen oder etwas zu veröffentlichen, bei dem ich die Sorge habe, dass dadurch andere merken könnten, wie dumm ich eigentlich bin. Ein Verhalten soll nach ausreichender Wiederholung zur Gewohnheit werden. Die Belohnung sind die Häkchen und der Antrieb die Lücken in der Tabelle. Ist das schon Selbstoptimierungswahn oder eine technologische Stütze für fehlende soziale Kontrollmechanismen in einer vereinzelten Individualkultur?