29.09.2020

Ich sitze im Schaukelstuhl auf dem Balkon, klammere mich an meinen Stift und höre eine lange Sprachnachricht, die seit einer Woche in meinen E-Mails lauert. Sie repräsentiert die Konfrontation mit den Umständen, den Realitäten, dem System, der Anpassung, um Auffallen zu können, nachdem man dazugehört, den Schritt nach dem Ideal, ins Bergwerk der anderen, aus der Komfortzone, fremde Worte in meinem Mund. Gerade Schauspieler:innen können sich nicht gut verstellen, aber das glaubt ihnen niemand. Die Inszenierung macht da Spaß, wo sie nichts anderes behauptet. Ja, alles ist Performance, aber nicht alles ist einem wichtig. Auf der Bühne ist die Krawatte kein Problem. Die Frage ist also, wie ich des Antragschreibers spielen kann, ohne in der Distanzierung die Ernsthaftigkeit des Anliegens zu verlieren, aus der sich (einzig und allein) die Kraft speist, überhaupt weiterzumachen. Oder spezifischer: Wie viel Verfremdung ist notwendig und machbar und wie übersetzt sich das in eine Arbeitspraxis?