Die wichtigsten Begegnungen passieren auf dem Weg zwischen Zähneputzen und Haustür, bauen sich eine Deckenburg und ziehen sich dann bis zum Mittagessen. Sie beginnen in den Sekunden vor der Verabschiedung, schon mit einem Bein auf dem Pedal und ignorieren die Ampelphasen. Das gute Leben gibt ihnen Raum sich zu entfalten.
Jahr: 2019
25.05.2019
Zwei Aufführungen. Bei der ersten (Geburtstagspicknick) versagt einer der Hauptdarsteller und hat offensichtlich seinen Text vergessen. Allerdings stimmt das Bühnenbild, es gibt tolle interaktive Elemente an der Tischtennisplatte und leckeres Essen. Die zweite Aufführung (Petruschka / L’Enfant et les Sortilèges) ist etwas unaufgeregter bis langweilig und dadurch die ideale Gute-Nacht-Geschichte zum Verdauen, mit bequemeren Sitzgelegenheiten und besserer Musik.
24.05.2019
Das kaputt im Gefühl, es selber kaputtgemacht zu haben, ist genau das, was das Gefühl es kaputtgemacht zu haben verursacht.
23.05.2019
You’ll need more tables than you think.
Elenore Smith Bowen, advice for ethnographic fieldworkers.
Gilt aber auch für Einnahmenüberschussrechnungen.
22.05.2019
[…] It may be that our world is becoming less a culture of literacy, in Ong’s sense, than one of textuality, characterized not by the mere presence of reading and print language but by the massive proliferation of media texts and their centrality to the human experience. Digital practices — message boards, comments sections, and SMS as well as gifs — are textual without producing the decontextualization, distanciation, and abstraction that Ong associated with the culture of literacy. “Writing fosters abstractions that disengage knowledge from the arena where human beings struggle with one another,” Ong writes. “It separates the knower from the known. By keeping knowledge embedded in the human lifeworld, orality situates knowledge within a context of struggle.” But much of what Ong attributed to oral culture also applies to textuality. Implemented in real-time networks, text can shrink distance across time and space rather than emphasize it as the written word did. It destroys abstraction through immediacy. […]
Speech was never a more “natural” form of human consciousness and communication that has been spoiled by inauthentic printed and digital texts. In fact, orality never disappeared, but rather is always continuing to emerge, in broader, more all encompassing forms.
21.05.2019
Ist es nicht vermessen im Angesicht der Klimakatastrophe und globaler Ungerechtigkeit ohne Frage ziellos durch Literatur zu streifen, nur weil schöne Gedanken halt geben, weil sie zumindest für den Bruchteil von Sekunden die Sehnsucht nach den großen Zusammenhängen möglich erscheinen lassen, und weil es quälende Freude bereitet darüber nachzudenken wie man sie aneinanderkleben könnte? Ist es nicht vermessen als Schwimmer so zu tun, als ob man Taucher wäre?
20.05.2019
Ein bisschen entrückt, aber mit geschärften Sinnen, knapp unter der Schwelle zum gedankenlosen Lächeln halte ich die Umarmungen etwas länger als sonst. Jede wandert als Wort durch meinen Kopf. Aus der zärtliche Beobachterperspektive springen mich lächelnde Gesichter an, selbst im Spiegel, wenn auch nicht dahinter. Ich glimme weiter, traurig schön.