Um den Drachensee, über die Scharte ins Tajatör, um den Gipfel herum, über Felsen, Schnee- und Geröllfelder, Bergblumenwiesen, Murmeltierhügel, vorbei an Ziegen und dem ersten Blick in ein Tal mit menschengemachten, zurück in den Wald, zu den Kühen und Skipisten, bis zum Parkplatz und zur Eisdiele im Dorf. Nach München, zum Grill, ins Bett.
Jahr: 2020
27.06.2020
Bergausflug in Turnschuhen. Wenn die Alpen doch nicht so hoch wären. Von München mit dem Auto hinter die Zugspitze nach Österreich und da den Berg hinauf bis zur Coburger Hütte.
Spannende Haut in der Mittagssonne (Sonnencreme, Wind, Schweiß, Wasser, Öl, Bier), in den Bergsee springen, noch am Morgen gebackenes Brot, Geburtstagskuchen, ein schweres Gewitter, das die Hütte verschluckt, die Abendsonne nach dem Sturm, die Felswände durch den mitgebrachten Rotwein betrachtet, glücklich erschöpfte Gesichter beim Abendessen, die Tisch getrennt durch Plexiglasscheiben, aber trotzdem alle eng beisammen. Die Rahmen der Trennscheiben sind das einzige helle Holz im Raum. Sind die Balken, die Tische, die Decken und die Wände vielleicht gar nicht geölt, sondern von über hundert Jahren Müdigkeit im Raum dunkel und schwer geworden?
Nach dem Essen für ein paar Minuten ins Notizbuch zurückziehen, während die anderen schon die Karten mischen.
26.06.2020
Wenige Minuten nach der Ankunft in München: „Komm, wir fahren an einen See. Zuhause denke ich nur darüber nach, was ich für heute Abend noch vorbereiten muss.”
25.06.2020
„Ich hätte gerne die Stay Strong Bowl.“
„Und für mich die – äh – das Stay Fresh – äh – Dings.“
„Sagst du das Wort nicht?“
„Ne, bei dem steht hier nix sonst.“
Die Kellnerin, trocken: „Die Schüssel.“
„Ja, die bleib frisch Schüssel, danke.“
24.06.2020
Drei vollgefressene Erdmännchen stehen auf ihren Stühlen und recken den Hals in Richtung Sonnenuntergang. Auf dem Balkontisch steht noch eine offene Packung Pralinen. Halb aufgegessen und purer Zufall.
23.06.2020
Der freie Monat neigt sich dem Ende zu und ich fange an Fragenkataloge aus dem Internet durchzugehen, die einem Antworten versprechen.
22.06.2020
Nachdem alles andere erledigt ist, hüpfe ich vor dem Zähneputzen nochmal auf einen elektrischen Tretroller und brettere die Prachtstraße herunter, um im letzten Licht des Tages die Kaninchen am Rand des Tiergartens zu beobachten. Ich höre, wie Ratten übereinander windend einen Kadaver zernagen, aber nachdem sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, sehe ich, dass es Jungtiere sind, die sich schmatzend um einen Platz an der Brust ihrer Mutter streiten. Dabei hatte ich mich eigentlich für einen vagen Optimisten gehalten.