21.09.2022

Jürgen Habermas hat ein neues Buch veröffentlicht und darin steht durch seinen Namen geadelt, von Suhrkamp gedruckt und zitierbar gemacht, was wir schon seit Jahren erzählen, nämlich dass man durch geputzte Fenster besser sieht. Gerade im Winter sei das wichtig, führt er aus, denn da gelte es jedem Lichtstrahl den Weg zu bereiten, welcher Einlass in die kalte Wohnung begehre. Habermas lässt hier keine Zweifel daran, wie er sich in der Fensterfrage positioniert und weiß dies auch historisch zu begründen. Selbst mit dem von seinen Gegnern oft vorgebrachtem Einwand, dass dreckige Scheiben besser isolieren, setzt er sich in diesem Buch abschließend über mehrere Kapitel auseinander. Ob das in dieser Ausführlichkeit nötig gewesen ist, mag fraglich sein, doch beeindruckend ist diese Ausdauer und Genauigkeit durchaus. Nur zur Frage nach zurückbleibenden Schlieren, ja generell zu Fragen der Ästhetik hält Habermas sich überraschend bedeckt, wobei in der Verkürzung der Schlieren auf ihren Makelcharakter ja vielleicht gerade der Schlüssel ihrer blickpolitischen Bedeutung liegt. Vier von fünf Fensterledern.