27.01.2025

Irgendwann habe ich als Kind gelernt, dass ich mit vielen kleinen Strichen viel einfacher zum Bild komme, als wenn ich lange Linien ziehe.
Irgendwann habe ich aufgehört, die Kartoffel mit dem Schäler zu umwandern und habe begonnen, sie in der Hand kreisen zu lassen.

Wir haben drei Sparschäler, aber nur mit dem leichten aus dem Supermarkt schaffe ich das große Netz in weniger als zehn Minuten. Der glänzende Markenschäler schaut mich vorwurfsvoll durch den Schneebesen hindurch an. Eine Kartoffel nach der anderen plumpst in den Topf.

26.01.2025

Bagel statt Berghain. Stimmt nicht, aber von einer Zimtschnecke und einem kleinen Cappuccino wären die Türsteher auch nicht beeindruckt gewesen.

25.01.2025

Wir haben es mit einer Trendübernahme des Frittierhühnchens zu tun, einer Gentrifrittierung des Fried Chicken Sandwich. Der arabischen Imbisskette entrissen und zum vielfachen Preis mit der hausgemachten Mayo für den Food Guide to Berlin abgelichtet, verdrängt es die etablierten Hüter der Aufwärmware aus Masthaltung in die Nebenstraßen. Aber jeder hat nicht jeder das Recht auf den wohlig warmen Mantel einer fetttriefenden Panade?

24.01.2025

Ich finde in meiner ToDo-Liste die Notiz „Baummuskeln trainieren“ also

recke ich meine Hände in den Himmel und warte, bis die Arme schmerzen.

stupse ich die junge Pappel im Hof an, um Wind zu simulieren.

erzähle ich abends mit Apfelschorle in der Hand davon im Keller vom Brechthaus, damit die Anekdote nicht verschwendet ist, falls ich sie doch nicht aufschreibe.

Bei der Tagung zum Thema Autofiktionalität zögern vor allem die eingeladenen Autor:innen den Begriff in den Mund zu nehmen. Das sei nicht ihr Zuständigkeitsbereich. Zwischen den Vorträgen und der Podiumsdiskussion gibt es belegte Brötchen, da zögere ich. Mich hat niemand eingeladen, also nehme ich schließlich zwei, um nicht aufzufliegen.

Fritz nimmt sich keine. Fritz ist vielleicht vegan und nicht alle Aufstriche sind identifizierbar, vielleicht hat Fritz aber auch einfach keinen Hunger oder muss sich oder den anderen hier nichts beweisen. Fritz trägt Vokuhila, Silberschmuck, ein Hemd aus den 90ern und studiert ein bisschen in Hildesheim. Fritz schreibt sich wie die Cola, mag die Mate aber lieber, ist mutig, nicht nur, weil Fritz mich anspricht und nachfragt, als meine Antwort knapp bleibt, sondern weil Fritz im eigenen Schreiben durch den Matsch watet, wo ich Pfützen präventiv zum unpassierbaren Moorgebiet erkläre. Das beeindruckt mich. Wenn es denn stimmt. Das mit dem Verhältnis von Fakten und Fiktion bleibt weiterhin produktiv ungeklärt, wurde vielleicht aber bereits am ersten Tagungstag geklärt.

23.01.2025

Nieselregen, schlechte Nachrichten, aber dann Parfürmduftspuren in einer unerwarteten Wohnungsecke.

22.01.2025

Menschen aus vielen verschiedenen Ländern eilen zwischen Hauptbahnhof und Bushaltestelle hin und her, aber die Landjugendgruppe mit dem ersten Bier erinnert an die Welt da draußen.

21.01.2025

Vor acht Jahren sind wir spontan für ein Wochenende nach Berlin gefahren. Heute stehe ich in Gurrgewittern und freue mich, dass die Griffe des Einkaufswagens noch warm sind. So nah kommen sich fremde Männer in der Öffentlichkeit selten. Ich habe ihn noch zurück zum Auto gehen sehen, aber weiß nicht mal, ob er immer links oder rechts um die Obst- und Gemüseinsel steuert. Wer sich so festhält, hat schwache Beine, Angst oder einen unerschütterlichen Plan.