08.03.2020

In dem kompetitiven und neoliberalisierten Raum der new media economies, werden diejenigen Akteure:innen mit Aufmerksamkeit belohnt, die bereit sind eine Version ihres intimen Selbst zur Schau zu stellen und nur mit genügend Aufmerksamkeit sind Persönlichkeitsmarken profitabel. Wenn aber die Arbeit und ihre Präsentation als elementarer Teil der Identität verstanden werden, und diese Identität vermarktet wird, dann muss auch die Arbeit an dieser Marke – der Identität – dem Selbst so präsentiert werden, dass sie in diesem Aufmerksamkeitswettbewerb bestehen kann. Bei Influencer:innen führt das z. B. zu der paradoxen Aufgabe ihre Alltäglichkeit zu dokumentieren und sie gleichzeitig weniger alltäglich aussehen zu lassen um etwas zu erzählen zu haben. Das Frühstück im Hotelzimmer über den Wolken, Sport am Sandstrand in der Karibik.

Alles Fakes, alles Inszenierungen, alles Verschwörungen, alles Selbstdarstellung, alles Vermarktung, alles Klicks und Likes und Reichweiten. Aber wenn die Welt und das Ich nur noch aus Als-Ob-Authentizitäten besteht, sickert die Sehnsucht nach Unmittelbarkeit halt ins Innere. Wenigstens das Erleben des Spektakels, der Affekt ist doch noch echt – oder?