10.03.2018

Sie nennen es Arbeit:

[…] An diesem Tisch schreibe ich alles, was sich nicht nebenbei schreiben lässt. Oder versuche es. Alles, was nicht in unmittelbare Kommunikation eingebunden ist und alles, was den Moment des “Ich setze mich jetzt hin und tue das” benötigt. Er ist die Bühne für performte Konzentration. Für akademische Texte, Liebesbriefe, Bewerbungen und Blogeinträge. Im Blog sammle, vermenge und fiktionalisierte ich die Gedanken- und Textfragmente des Tages. Auf der Tischplatte findet dieser Vorgang seine materielle Entsprechung. Terminkalender, Notizbuch, Spiegel Online, Rechnungen, Bücher, Postkasten, Tweets und Kopien für die Uni treten in Beziehung zueinander, weil sie sich denselben Raum teilen. Was auf dem Schreibtisch liegt, wartet darauf eingeordnet oder verwendet zu werden. Hier wird nichts gelagert. Dinge werden vielleicht mal für einige Zeit nicht beachtet oder verdrängt, wirken aber immer unbewusst auf die anderen Dinge ein. Texte und Bilder drängen sich auf referenziert zu werden. Das Handy und der Laptop sind nochmal Räume im Raum, beide mit einem Hinterausgang ins Internet. Auf dem Desktop, den mein Betriebssystem “Schreibtisch” nennt und in den verschiedenen Programmen und Tabs, die gleichzeitig geöffnet sind, lassen sich die Dinge sogar direkt miteinander verlinken. Copy/Paste braucht außerdem keine Schere, hinterlässt keine verklebten Finger und sorgt an der Bibliotheksausleihe auch nicht für Erklärungsnot. […]