Jahr: 2019

13.08.2019

Rödeln.

12.08.2019

Verregnet München verlassen. Um neun ist es draußen schon dunkel und auch die Kopfschmerztablette hilft nicht gegen die Familie auf dem Platz vor mir. Nichts gearbeitet.

11.08.2019

Vor dem Fenster steht schon die Frühstückstafel bereit. Ich müsste mich nur am Vorhang hoch vom Matratzenlager über die Fensterbank ziehen und in den Kaffee gleiten lassen. Von da würde ich dann in die Isar tauchen, mich bis zu einer schönen Wiese treiben lassen und warten bis mir jemand mein Buch vorbei bringt. Irgendwann würde dann wieder die Sonne untergehen und es gäbe Pommes und Eis. Und gegen die Sehnsucht dann ein Gewitter.

10.08.2019

Keine Gartenparty, sondern ein Gartenfest von nackten Füßen auf nassem Rasen aufgebaut, denn die Gebete der Nachbarin wurden erst am späten Nachmittag erhört. Salatwettkampf auf dem Buffet, Bierzeltgarnituren mit Wildblumen, bunte Wimpeln zwischen den Bäumen, Bowle, Feuerschale, Musik vom Plattenspieler und eine kleine Tanzfläche in der Garage zwischen günstig erstandenen Vintage Möbeln für ein Leben nach der Hausgemeinschaft.

09.08.2019

Münchener Wohnviertelromantik mit Tomatensträuchern, Pflaumenbaum und der Mirabellenernte, die noch dringend verarbeitet werden müssen. Nur ein Haus hat einen ungemähten Rasen und bunte Wimpel zwischen den Bäumen. In diesem Garten frühstücke ich und verbringe hier den Großteil des Tages mit meinem Buch. Irgendwann geht es dann auch noch in die Innenstadt, um alte Freunde zu treffen, erst in den Englischen Garten und dann in eine Bar. Dann ist da auch noch die Begegnung mit einem Postmitarbeiter, der mich noch den ganzen Abend als Bild eines bayrisch-königlichen Beamten in Uniform begleitet. Aber das kommt alles später. Ich liege und lese und gebe mit der Vorstadtromantik hin.

08.08.2019

Daniel Houben entwirft in seinem Aufsatz „Von Ko-Präsenz zu Ko-Referenz – Das Erbe Erving Goffmans im Zeitalter digitalisierter Interaktion.“ (In: Klemm M., Staples R. (Hrsg.) Leib und Netz. Medienkulturen im digitalen Zeitalter, 2018) fünf idealtypische Dimensionen der Ko-Referenz für die Analyse von Interaktionen:

  1. Ko-Präsenz – Geteilte Raum und Zeit.
    „Ich kann meine schlechte Laune im direkten gegenüber schlecht verbergen“
  2. Mediatisierte Präsenz – Geteilte Zeit. (Andersrum geht leider nicht.)
    „Ich kann meine schlechte Laune am Telefon einfacher verbergen.“
  3. Gerichtete Referenz – Asynchron, aber auf Raum/Zeit (Leib?) bezogen
    „Du bist darauf angewiesen, dass ich meine schlechte Laune im Chat explizit mache.“
  4. Ungerichtete Referenz – Asynchron und nicht auf Raum/Zeit bezogen.
    „Du musst aus meinen Tweets und Facebookkommentaren auf meine schlechte Laune schließen.“
  5. Nicht-Referenz – Es findet keine Interaktion statt.
    „Tür zu. Handy aus. Aber auch eine geschlossene Tür kommuniziert doch. Verdammt.“

Spannend wird da, wo wir die Mediatisierung im Spektakel vergessen, wenn der Chat voller Bilder und GIFs ist, um Raum und Bewegung zu erzeugen, wenn Hasskommentator:innen nach einem Scheinziel suchen. Überall Streben nach Unmittelbarkeit.

07.08.2019

Es gibt Tage an denen ich die Ruhe zum Schreiben habe, das sind die guten Tage, und es gibt die anderen Tage, die es auch geben muss.