Monat: Januar 2020

10.01.2020

„YouTube’s format produces a symbiotic relationship between producer and fan community, more intensely than radio, grounded as it is in the immediacy and intimacy of social media. You follow your favorite celeb in all their personal spaces; you get their thoughts and feelings up to the minute. The YouTuber seems more like a friend, a real presence in your life. […] When people attack them, as ‚outsiders‘ and the media do during a scandal, those people become an enemy, it becomes a political conflict rather than an entertainment scandal.“ (Like and Subscribe)

YouTuber:innen geben keine Pressekonferenzen zu politischen Konflikten, sie kommunizieren in Statements und Reaktion. Zu Hause, auf ihrem Kanal, wo sie zumindest das Gefühl von Kontrolle über die Affekte und Emotionen haben, mit denen sie aus den Thumbnails herauszustechen versuchen.

09.01.2020

„Ich habe keine Frage mitgebracht. Gerade läuft alles sehr gut. Fast schon zu gut. Ich bin skeptisch, wie glücklich mich diese Phase der Arbeit gerade macht. Das heißt, ich muss aufpassen, oder?“

08.01.2020

„Das würde dann insgesamt 260 Euro Kosten.“

„Äh. Ok.“

07.01.2020

“Put the pettel to the mettel”, ruft mir die Fittnessapp während der letzten Übung zu. Es klingt weniger deutsch (“Hold on tight, during the right”), als nach einem australischen Dialekt und irgendwie wütend. Aber ich wäre auch wütend, wenn um mich herum das Land niederbrennen würde, während ich Leuten zeige, wie man sein Bauchfett loswird.

06.01.2020

Lange, aber zufriedene Tage. Nur zweimal kurze Panik: Beim Blick auf die Liste der Sachen, die noch keine Zeile im Kalender bekommen haben und später, als die Laufhose reißt. Aber solange keine unvorhergesehen Dinge passieren wird auch der Takt nicht gestört.

05.01.2020

Der Story Circle ist eine Variante der Heldenreise und geht ungefähr so:

  1. A character is in a zone of comfort,
  2. But they want something.
  3. They enter an unfamiliar situation,
  4. Adapt to it,
  5. Get what they wanted,
  6. Pay a heavy price for it,
  7. Then return to their familiar situation,
  8. Having changed.

Im (serialisierten) Fernsehen funktioniert das nicht. Am Ende einer Folge Friends muss die nächste Folge Friends stehen. Die Figur darf sich nicht grundlegend verändern, oder zumindest nicht innerhalb einer Folge, höchstens im Verlauf einer Staffel oder der gesamten Serie. Das unterscheidet klassische TV Formate wie Sitcoms von Fortsetzungsfilmen wie Game of Thrones. Für‘s Fernsehen würde die Erzählstruktur eher so aussehen:

  1. A character
  2. notices a small problem,
  3. and makes a major decision.
  4. This changes things
  5. to some satisfaction, but
  6. there are consequences
  7. that must be undone
  8. and they must admit the futility of change.

(Gesprächs-) Podcasts funktionieren in dieser Hinsicht wie Fernsehserien, bei Comedypodcasts wird dies besonders deutlich. Ein entscheidender Unterschied ist das Verhältnis von Erzählzeit zu erzählter Zeit. Weil (Gesprächs-) Podcasts dazu tendieren, sich nach einem Authentizitätsgebot („echt und [fast] ungeschnitten“) zu richten, sind sie wie die griechische Tragödie an die Einheit von Zeit, Ort und Handlung gebunden. Die Handlung ist das Gespräch, Zeit und Ort die Echtzeit der Aufnahmeanordnung. Alles was außerhalb dieser drei Einheiten liegt, also zum Beispiel, was seit der letzten Aufnahme passiert ist, kann erzählt werden. Im Theater würde man das einen Botenbericht nennen. Aber schon an dieser Stelle sind das vier verschiedene Artikel, die ich versuchen würde gleichzeitig zu schreiben.

04.01.2020

Umzug in eine frisch sanierte Eigentumswohnung (500.000 €) mit Durchreiche zum Esszimmer, denn der Milieuschutz verbietet Grundrissänderungen, aber ich bin nur Umzugshelfer. Für mehr als zwei professionelle Möbelpacker reicht das Budget dann wohl doch nicht.

Es ist die Art von Umzug, bei der das Plakat des Kultfilms im neuen Schlafzimmer nicht mehr an die Wand passt (der Witz ist geklaut) und nach dem die Helfer:innen auf Bier verzichten. Die Möbelpacker weigern sich den Frauen aus dem Laster heraus die schweren Kartons anzureichen, aber weil es regnet, hat keine Lust für einen Streit stehen zu bleiben.

Auf dem Rückweg versteckt der Dealer auf dem Sitz gegenüber von mir erst sorgfältig sein Geld in einer Kaugummidose und zieht dann eine Packung Raffaello aus seiner Bauchtasche. Auch er hatte einen anstrengenden Tag.