Monat: Januar 2020

17.01.2020

Aus einem unerfindlichen Grund fällt mir nach einer gewissen Zeit in einer Hängematte immer auf, wie gut es mir gerade geht. Voraus geht der Erkenntnis dabei in der Regel eine mäandernde Erzählung meiner letzten Erlebnisse und Aktivitäten und gefolgt wird sie von einem gelösten Lachen und einem breiten Grinsen. Es hilft, wenn ich mich währenddessen von einer Wand abstoßen kann.

16.01.2020

Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit (1962)

„Während das Bürgertum, von der Führung in Staat und Kirche freilich so gut wie ausgeschlossen, in der Wirtschaft nach und nach alle Schlüsselstellungen einnahm und die Aristokratie dessen materielle Überlegenheit durch königliche Privilegien und eine um so strengere Betonung der Hierarchie im gesellschaftlichen Umgang kompensierte, begegneten sich [im Salon] der Adel und das ihm sich assimilierende Großbürgertum der Banken und der Bürokraten mit der »Intelligenz« sozusagen auf gleichem Fuße. […] Im Salon ist der Geist nicht länger Dienstleistung für den Mäzen; die »Meinung« emanzipiert sich von den Bindungen der wirtschaftlichen Abhängigkeit.“ (S. 94)

„Der bedeutsamste Raum im vornehmen bürgerlichen Hause wird dagegen einem ganz neuen Gemach zugeteilt: dem Salon . . . Der Salon dient aber auch nicht dem »Hause«, sondern der »Gesellschaft«; und diese Gesellschaft des Salons ist weit entfernt, gleichbedeutend zu sein mit dem engen, festgeschlossenen Kreis der Freunde des Hauses. Die Linie zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit geht mitten durchs Haus. Die Privatleute treten aus der Intimität ihres Wohnzimmers in die Öffentlichkeit des Salons hinaus; aber eine ist streng auf die andere bezogen. Nur noch der Name des Salons erinnert an den Ursprung des geselligen Disputierens und des öffentlichen Räsonnements aus der Sphäre der adligen Gesellschaft. Von dieser hat sich der Salon als Ort des Verkehrs der bürgerlichen Familienväter und ihrer Frauen inzwischen gelöst. Die Privatleute, die sich hier zum Publikum formieren, gehen nicht »in der Gesellschaft« auf; sie treten jeweils erst aus einem privaten Leben sozusagen hervor, das im Binnenraum der patriarchalischen Kleinfamilie institutionelle Gestalt gewonnen hat.“ (S. 109)

Es werden neue Linien gezogen. In einem

„[…] hyper-competitive, neoliberalized space that prizes above all the attention given by individualized listeners to specific creators willing to put some version of their intimate selves on display.“ – (Podcasting, the intimate self, and the public sphere)

Aber nicht durch das Wohnzimmer, sondern durch das Ich.

 

15.01.2020

Wenn es so klingt₁ und aussieht₂ als wären Stimmen₃ nur eine Armlänge₄ entfernt, dann sollte₅ es sich halt auch so anhören₆.

All die ungeschriebenen Fußnotentexte.

14.01.2020

Ich brauch ein Kürzel für:

Stichworte zu einem Abschnitt, der mich gerade nicht interessiert, aber die ich für zukünftige Arbeiten zur besseren Durchsuchbarkeit mal lieber notiere:

SfzI (Stichworte für zukünftige Interessen)

13.01.2020

Zwei Schmuckumschläge für zwei Ratgeber, der eine 30, der andere 70 Jahre alt. Der eine erzählend, der andere poetisch. Ein Cover, das man verstecken möchte, eins so liebevoll geschmückt, dass ich mit dem Umschlag zögere. Für beide zu wenig Zeit, weil ich noch einen Schutzumschlag [Helm] für meinen Kopf kaufen will.

12.01.2020

Der Planet stirbt, der Faschismus ist wieder auf dem Vormarsch und eine wenige kontrollieren Kapital und Zugang zu Ressourcen. Und wir wollen uns ein bisschen weniger machtlos fühlen und gemeinsam an Dingen, die von anderen gesehen werden. Die Mut machen, neugierig werden lassen und durch die wir gezwungen sind, uns mit unseren eigenen Privilegien und anderen Existenzen auseinanderzusetzen. Filme machen, anstatt zu schreien.

Habt ihr da ein Trennungsgespräch geführt? Nein, ja, ein bisschen. Aber nur, weil man nicht immer verknallt ist, schmeißt man ja nicht gleich die Beziehung hin. Dann geht es doch unterschwellig darum ob Lust oder Verantwortung zuerst kommen sollten. Aber ich will kein Selbstverwirklichungsvehikel, ich bin froh, dass es hier nicht um mich geht. Pessimismus, den sich keiner auszusprechen traut. Vielleicht müssen wir alle nach Spandau ziehen.

11.01.2020

Nach langer Zeit mal wieder wütend nach Sonnenuntergang durch den Park gerannt, und siehe da: Der Muskel im linken Unterschenkel tut nicht mehr weh und die Nachricht hätte ich so auch nicht mehr geschrieben.