Monat: Februar 2020

08.02.2020

Die Energie tropfende argentinische Tänzerin, die den zweitägigen Workshop leitet und Deutsch spricht, als wäre es Spanisch, durchschaut mich schon nach wenigen Bewegungen: Du bist groß und siehst kräftig aus, aber du bist ganz weich. Nutze das.

07.02.2020

Im Hinterraum der Neuköllner Kneipe (die sich Bar nennt) drängen sich drei Geburtstagsgesellschaften und es ist so laut, dass ich versucht bin aufzustehen und alle zu bitten etwas leiser zu sprechen. Aber dann wäre ich genauso schlimm wie der kleine Kellner, der sich mit aufgeplusterter Bademeisterbrust und viel zu kleinen Cocktails durch den Raum quetscht. Dabei ist doch eigentlich Selbstbedienung, oder?

„Ich muss euch gleich sagen, dass Essen hier verboten ist.“

„Auch Geburtstagskuchen?“

„Gerade Geburtstagskuchen.“

„Und ich muss euch sagen, dass ihr so krampfhaft versucht lässig und echt zu sein, dass man es kaum aushält, so bemüht und verkrampft fühlt es sich hier an.“

Wie der kurze Gedanke an einen Dreier mit ihren Geschwistern, ist es eben gut, nicht alles gleich auszusprechen, egal wie angetrunken. Wäre wahrscheinlich auch nicht besonders schlagfertig rübergekommen.

06.02.2020

„Ich habe da halt einfach eine andere Erziehungsphilosophie als sie.“

„Es geht schon noch um eure Katze, oder?

„Ja!!!“

05.02.2020

Zweifel Ausdifferenzieren.

04.02.2020

Weil alle Kategorien zerfallen, bleibt nur noch die Behauptung der App: Ich sehe es gibt Grundnahrungsmittel für den Alltag, Delikatessen für später, Süßigkeiten für jetzt, Comfort Foods zur Zerstreuung, Konserven für den Ernstfall, nervige Quengelware und eine ganze Reihe aussortierter Trendprodukte, die angeblich sehr gesund sind.

03.02.2020

Zur Aufrechterhaltung der Wochenendsymmetrie empfiehlt es sich, den Montagvormittag im stillen Gedenken an den Freitagabend zu begehen. Das Gesamtgleichgewicht aller Dinge ist empfindlich. Anfänger versuchen das späte ins Bett fallen, durch ein schwungvolles Aufstehen auszugleichen, dabei hat sich ein zögerliches Kriechen und durch den Vorhang luken als deutlich effektiver herausgestellt.

02.02.2020

„In der Sphäre der kleinfamilialen Intimität verstehen die Privatleute sich als unabhängig auch noch von der privaten Sphäre ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit – eben als Menschen, die zueinander in »rein menschliche« Beziehung treten können; deren literarische Form ist damals der Briefwechsel.“

In der erweiterten Intimsphäre posttraditioneller (Fan-)Gemeinschaften verstehen sich die User unabhängig von ihrer (wirtschaftlichen) Tätigkeit als Ich-Produzenten – eben als Menschen, die zueinander in »rein menschliche« Beziehung treten können; deren Form ist die tertiäre Oralität fernmündlichen Laberns, we are just chatting.