Monat: Juli 2021

10.07.2021

„Ich habe zwar jetzt gleich Zeit, aber lass uns lieber erst in ein, zwei Stunden treffen, ich will noch eine Weile auf dem Bett liegen und nichts tun.“, aber als Entschuldigung, Sprachfehler, Treppenwitz, Glücksmoment, Kriegserklärung, Geheimniskrämerei, Zaubershow, Selbstermächtigung, Entblößung, Trash-TV, Friedensvertrag, Sonnencremekuss, biografischer Einblick und französische Süßspeise.

09.07.2021

In meinem Traum führt mich abwechselnd eine Mischung aus Jan Böhmermann, Sir Patrick Stewart und der Co-Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus durch ein Theater, das auch ein Stall und eine Kirche ist. Wir holen etwas oben aus dem Fundus/Heuboden/Empore und finden es da auch, aber ich weiß nicht mehr, was es war. Darum ging es auch nicht, es wurde ja gefunden. Ich lief nur bemüht hinterher, nichts zu verpassen.

Woran ich mich erinnere:

  1. Als ich in den Traum platze, empfehle ich schnell ein lustiges Theaterstück, weil ich glaube, dass das bestimmt gut ankommt bei diesen Leuten, aber der Witz geht unter, denn ich soll mitkommen und im Hintergrund hört man die Titelmelodie der Show.
  2. Ich stoße oben, über der Bühnentechnik, zwischen Requisiten aus Pappe und rostigen Werkzeugen eins von drei pinken Kinderfahrrädern um und gehe schnell ein paar Schritte zurück, um es wieder aufzustellen. Alles ist sehr traurig, dafür habe ich aber keine Zeit und ich Frage mich in dem Moment auch, ob die kleinen Fahrräder wohl für Clowns verwendet werden.
  3. Am Ende des Traums sind wir unten auf der Bühne/Stall/Kirchenschiff neben einer Tür und jemand will von der Person, der ich folge, den Schlüssel für diese kleine massive Tür an der Seite, aber die Tür ist gar nicht abgeschlossen, sondern von innen blockiert, sagt sie Person, der ich folge, und die gesichtslose dritte Person beginnt energisch an der Tür zu klopfen, damit geöffnet wird.

Dann wache ich auf.

08.07.2021

Google archiviert noch nicht so lange meine Fotos für mich, wie ich hier Dinge aufschreibe, aber doch lange genug um von der „Heute vor X Jahren“ Meldung regelmäßig unsanft aus der Zeit gerissen zu werden. Ein Fahrradausflug, Basketballselfies, Fotoshooting für Werbebilder, eine Klausurtagung in Wernsdorf, das Jahr davor auch, Sehnsuchtsbilder während Bahnfahrten, Fotogeschenke, Gewichtsverlust, verzogene, verstorbene und verlorene Gesichter, verliebte Blicke, immer wieder Bilder vom „siehst du, was ich gerade sehe?“, aber deaktivieren will ich die Funktion auch nicht.

07.07.2021

Am dritten oder vierten Abend in Folge gibt es nichts mehr, auf das wir anstoßen könnten, der Sekt ist alle und die meisten sind unterwegs, aber im Kühlschrank steht noch ein offener Weißwein und im Mundwinkel sitzt noch ein Lachen, also hört der Hof heute Abend Elton John.

06.07.2021

Dahin gehen, wo die Angst ist, sage ich gerne und muss das dann wohl auch machen.

In meinem Zettelkasten sammeln sich die Links. Ungelesene und überflogene Texte, die auf einen ruhigen Moment warten, der aber nicht kommt, weil Welt drumherum passiert und weil es natürlich blauäugig war zu glauben, selbst neben einer halben Stelle noch eine akademische Zukunft köcheln zu lassen. Da liegen also diese Links und machen mir Angst, weil die Seite zu öffnen mich nur darin erinnert, was ich nicht mache und von den Beschuldigungen, die darin liegen, will ich gar nicht erst anfangen. Aber einfach alles Löschen oder alles auf sich beruhen lassen kann und will ich auch nicht, man kann eben auch erschöpft und unterfordert sein kann, also doch in die Angst. Keinen falschen Ehrgeiz jetzt. Drei einfache Texte, drei Absätze Notizen für den Zettelkasten, drei kurze Kommentare, der eine sogar mit einem Gedanken der Spaß macht. Das reicht. Kein falscher Ehrgeiz jetzt, das ist schon viel so am Feierabend.

„Kommst du mit zum Rave? In zwei Wochen?“ Ach du kacke. Zukunftspläne. Ich war jetzt fast zwei Jahre nicht mehr so … unterwegs/tanzen/aus, ich weiß nicht mal mehr, wie man das nennt. Coole, routinierte Feiermenschen und ich dazwischen, als ob das denen nicht auffällt. Und von wegen cool, was ziehe ich denn da überhaupt an, ich weiß gar nichts mehr, wusste ich noch nie. Partys sind mir immer passiert, wie einem ein Festival passiert, nichts, was ich zwei Wochen im Voraus plane. Weil mir die herzklopfende Überforderung aber doch ein wenig Spaß macht, kaufe ich mir schnell ein Ticket, um Tatsachen zu schaffen, bevor ich noch ernsthaft beginne, darüber nachzudenken. Danach schaue ich in meinen Kalender, ob ich überhaupt Zeit habe. Am späten Nachmittag verabredet für eine Installation. Ok, also, dann passt das doch. Museum, Essen, Umziehen und dann, was auch immer es wird und wenns komisch wird, kann ich ja auch wieder gehen. In die Angst atmen. Nicht stehen bleiben. Schreiben und machen. Halleluja.

05.07.2021

Irgendwo im Hof surrt es, als würde jemand eine Angel auswerfen, aber beim zweiten Hinhören ist es dann doch eher ein Bohrer.

Ich höre beim ALDI-Wocheneinkauf ein Feature über Reif Landt und entweder passt das sehr gut oder ist völlig fehl am Platz.

04.07.2021

Zurück in Brandenburg, Landstraßenkilometer erschleichen.

Schon nachdem ich Spandau verlassen habe, muss ich mir eingestehen, dass ich heute besser ganz frei gemacht hätte, bin dann aber zu stolz und enttäuscht von mir um umzudrehen. Normalerweise tut mir das ja gut und gestern hatte ich auch allen erzählt, dass ich heute, aber egal, einfach weiterfahren. Unentschlossen und überfordert am Bahnhof stehen kann ich auf dem Rückweg auch noch. Noch so eine schlechte Entscheidung aus falscher Konsequenz.

An einem Waldweg sitzt eine Prostituierte auf einem Klappstuhl, grinst mich an und wackelt mit ihren Flip Flops, als ich vorbeifahre. An der nächsten Abzweigung steht eine mindestens dreimal so alte Frau neben einem Anhänger, von dem sie Erdbeeren, Kirschen und Wachteleier aus Freilandhaltung verkauft.

Rennradfahrer überholen mich und schauen verbissen. Auf meinem alten Fahrrad konnte ich besser freihändig fahren. Mein Hemd ist weit genug, dass der Schweiß ungestört von der Achsel bis zum Ellenbogen rinnt. Motorradmänner knattern an mir vorbei und ihre buschigen Schnauzbärte flattern im Wind. Das Hörspiel kommt nicht gegen die Motoren an. Sowieso ist die Route zu laut. Ich will mich am Sonntag nicht abkapseln müssen und eigentlich heute nur das.

Um das Wildniskerngebiet, einem alten Truppenübungsgelände, wurden drei Zäune gezogen, als wäre irgendwo zwischen den alten Bunkern ein Labor versteckt, in dem Dinosaurier geklont werden. Die Schilder warnen vor alter Munition, einstürzenden Gebäuden und großen Wildtieren. Betreten strengstens verboten. Die Wölfe sind vielleicht nur eine Tarnung. Wie die Wut. Wenn ich tief genug in den Bauch atme, tritt die kurz zur Seite und macht der Trauer Platz.