Monat: Juli 2021

17.07.2021

Bei der Ausstellung hätte genau wie beim Rave später im Zeugnis „hat sich stets bemüht“ gestanden, was erst mal wenig über das Erlebnis aussagt oder was man draus macht, aber über die Stimmung, zu der sich verhalten werden muss und über die Entscheidung, das was da kommt, zu bejahen und verstärken …

Also beides nicht so gut?

Nicht wirklich, aber das Drumherum war toll.

16.07.2021

Die ausrückenden Feuerwehrautos gegenüber tragen Trauerflor und die Bienen auf dem Balkon summen, als wäre nichts. Beides noch vor dem Frühstück.

Ein Mann schreibt dem Parteiaccount, dass er nächste Woche bestrahlt wird und im Krankenhaus gerne die Wahlprogramme ausgedruckt studieren würde, ob wir die für ihn hätten. Er schreibt auch, was da genau behandelt wird und wie und es klingt nicht so, als würde man in den Pausen Parteiprogramme studieren wollen, aber wie kann man so einen Wunsch ausschlagen. Eine Postsendung wird knapp, also bin ich der Postbote, ganz froh über den Grund, nochmal aufs Fahrrad steigen zu können.

Ich verpasse fast die virtuelle Verteidigung von A., aber ich verstehe die Fragen der Promotionskommission eh nicht wirklich und das macht einerseits nichts, weil ich eh nur für ihr Lächeln nach der Anspannung im Zoom bin, und andererseits ist es traurig, mich so weit abgerückt von dieser Sprache wiederzufinden. Beim nächsten Treffen des Netzwerks könnte ich mich nicht mehr als „on an academic break“ vorstellen, sondern als „Essayist and Research-Poet on a political break“, vielleicht wäre das ehrlicher und ein Ansporn, in die Schuhe reinzuwachsen.

So schnell durch den Sommerregen fahren, dass es gefährlicher wäre, bei Gelb zu versuchen, auf dem nassen Asphalt zu bremsen.

15.07.2021

Würden wir jetzt mit halb geschlossenen Augen nebeneinander auf dem Bett liegen und müde-zufrieden dem Regen zuhören, natürlich würde ich heimlich blinzeln und dich anschauen, sichergehen, dass du noch da bist und genauso friedlich und sicher daliegst, dass ich nichts falsch mache, dass ich mir dich nicht eingebildet habe, und ich würde die Stille allein mit deinen geschlossenen Augen und ohne Restverknotung nicht aushalten und dich vielleicht nach einer Geschichte fragen, dich überraschen, damit du etwas machst, auf das ich reagieren kann, und egal was du dann sagen würdest, ich würde grinsend meine Nase in deinen Hals bohren, um mich vor deinem Blick zu verstecken und dann doch wieder auftauchen, weil ich die Spannung nicht ertrage, nicht zu wissen, wie du guckst. So wäre das, glaube ich, und ich werde etwas rot, wenn ich das aufschreibe und wackele nervös mit den Füßen und will aufstehen und durch den Raum laufen und das immer gut, wenn ich schreibe, weil es dann war und wichtig ist, was da rausmuss.

14.07.2021

Bin ich eigentlich naiv? Also nicht so süß-naiv zum in den Arm nehmen und knuddeln, sondern so unangenehm naiv zum Fremdschämen? Also auffallend naiver als die Durchschnittsabgebrütheit? Schüchtern, sprunghaft, idealistisch, romantisch, sensibel, eitel, meinetwegen auch narzisstisch, so als braver Millennial, aber selbst das finde ich ja noch in Ordnung im Vergleich zu naiv. Belächeln ist schlimmer als Auslachen, keine Chance mitzulachen. Ich bin doch nicht naiv, oder? Aber das denken bestimmt alle Naiven.

Anders kann ich es mir nicht erklären, dass ich wirklich daran geglaubt hatte, bei Decathlon Laufschuhe in meiner Größe zu finden. Und das zu merken war eigentlich noch viel schlimmer als mit leeren Händen wieder nach Hause zu fahren. Ich habe noch nicht mal eins der superreduzierten Wurfzelte im Sommerangebot mitgenommen und durch den Hof vom Stadtschloss bin ich auch nicht mehr gefahren. Zwei Bücher habe ich noch gekauft, ein Gedichtband und ein Sachbuch, beides Mängelexemplare, damit die Fahrradtasche nicht auch enttäuscht nach Hause kommt, und ein alkoholfreies Radler für meine Enttäuschung. Ein alkoholfreies Radler! Es geht wirklich zu Ende mit mir oder fängt gerade wieder neu an oder ist mitten drin. Je nachdem.

13.07.2021

Letzter Punkt im Terminkalender: „An den See fahren und die nassen Haare so hin und her schütteln, dass sich die Leute auf der Wiese aufsehen, ob es zu regnen beginnt.“ Und was soll ich sagen, wer sich die ehrgeizigen Ziele im Nachhinein setzt, kann sie auch erreichen!

12.07.2021

Die spannenden Textversatzstücke finden mal wieder woanders statt, in Chats und handschriftlichen Rehamaßnahmen. Tja. Aber ich habe morgen einen Witz gehört, den könnte ich doch aufschreiben, wenn ich diesen Eintrag nachtrage, der geht so: „Wollt ihr einen Witz über deutsche Baustellen hören? … Ist noch nicht fertig.“

Ich gebe zu es ist kein besonders guter Witz, aber er ist mir in Erinnerung geblieben und das ist etwas Außergewöhnliches. Heute wurde in einem Podcast behauptet, dass man etwas siebenmal wiederholen muss, bevor es ins Mittelkurzgedächntis übergeht, ob diese Wiederholung bewusst stattfinden muss wurde aber nicht erwähnt. Es könnte also sein, dass ich die Sache mit der Baustelle gelesen und dann immer wieder für mich wiederholt habe, ohne das ich es selber mitbekommen habe. Faszinierend und trotzdem Schade um die Energie, die dafür verschwendet wurde, aber davon will ich gar nicht erst anfangen, dann denke ich nämlich gleich an den Server, der notwendig ist um das alles weiterzuverbreiten, an das Geld, das ich ausgebe und Kraftwerke, die feuern, damit das hier aufgeschrieben und ausgeliefert werden kann und dann noch nicht mal am Tag der darüber steht, sondern heimlich am nächsten Tag untergeschoben. Wie gesagt, die spannenden Textversatzstücke finden heute woanders statt.

11.07.2021

Während noch in der Küche gewerkelt und begrüßt wird, esse ich auf dem Balkon schonmal heimlich das erste Brötchen. Wenn einmal eine Sammlung meiner geistreichsten Sinn- und Kalendersprüche erscheinen sollte darf dieser nicht fehlen:

Gehe niemals hungrig zu einer Essenseinladung, sondern mit Appetit; ganz besonders wenn es sich um eine Einladung zum Frühstück – oder noch gefährlicher – zum Brunch handelt.

In der Druckfassung reimt sich das dann vielleicht auch und vielleicht füge ich auch noch eine Fußnote hinzu:

Die gute Laune am Nachmittag gab ihm Recht.