Lass uns mal kurz Pause machen. Lass uns kurz an die Spree. Vielleicht ein Stück die Spree entlang und am anderen Ufer wieder zurück. Es ist ja so warm, man braucht gar keine Jacke, nur einen Schal. Lass uns den anderen Weg zurückgehen, an der Eisdiele entlang. Nur zwei Kugeln, dunkle Schokolade und salziges Karamell. Lass uns nur eben schnell bei der Crêperie vorbei. Gleich macht sie auf. Nur auf die Hand, ganz schnell. Oder lass uns doch kurz hinsetzen, die Stühle stehen in der Sonne. Ein Crêpe, eine Galette, zwei Gläser Cidre. Für mich nichts, danke. Na gut, die ganze Flasche. Dann drei Gläser, merci. Lass uns noch einen Moment sitzen bleiben, es ist gerade so schön. Gleich arbeiten wir weiter.
Jahr: 2018
10.03.2018
Sie nennen es Arbeit:
[…] An diesem Tisch schreibe ich alles, was sich nicht nebenbei schreiben lässt. Oder versuche es. Alles, was nicht in unmittelbare Kommunikation eingebunden ist und alles, was den Moment des “Ich setze mich jetzt hin und tue das” benötigt. Er ist die Bühne für performte Konzentration. Für akademische Texte, Liebesbriefe, Bewerbungen und Blogeinträge. Im Blog sammle, vermenge und fiktionalisierte ich die Gedanken- und Textfragmente des Tages. Auf der Tischplatte findet dieser Vorgang seine materielle Entsprechung. Terminkalender, Notizbuch, Spiegel Online, Rechnungen, Bücher, Postkasten, Tweets und Kopien für die Uni treten in Beziehung zueinander, weil sie sich denselben Raum teilen. Was auf dem Schreibtisch liegt, wartet darauf eingeordnet oder verwendet zu werden. Hier wird nichts gelagert. Dinge werden vielleicht mal für einige Zeit nicht beachtet oder verdrängt, wirken aber immer unbewusst auf die anderen Dinge ein. Texte und Bilder drängen sich auf referenziert zu werden. Das Handy und der Laptop sind nochmal Räume im Raum, beide mit einem Hinterausgang ins Internet. Auf dem Desktop, den mein Betriebssystem “Schreibtisch” nennt und in den verschiedenen Programmen und Tabs, die gleichzeitig geöffnet sind, lassen sich die Dinge sogar direkt miteinander verlinken. Copy/Paste braucht außerdem keine Schere, hinterlässt keine verklebten Finger und sorgt an der Bibliotheksausleihe auch nicht für Erklärungsnot. […]
09.03.2018
Ach was weiß ich 2.
08.03.2018
Ach was weiß ich.
07.03.2018
Das Dilemma der Ent-, Be- und Verfremdung.
Alltäglichkeit macht persönlich. Aus Geschichten wird Macht.
Und dann ist auch noch alles Leib.
06.03.2018
Es gibt da dieses seltsame Bild von Frank-Walter Steinmeier und Marcelo Rebelo de Sousa, dem portugiesischen Präsidenten mit einer Gruppe von Schüler- oder Student*innen. Sie sitzen eng beisammen vor einer Art Brunnen. Die Stimmung ist ausgelassen, so als läge das Gruppenbild bereits hinter allen. Der eine der beiden hält die krausen Haare der jungen Frau vor ihm in den Händen, der andere scheint unerwartet heftig darüber zu lachen. Sie hingegen schaut als Einzige weiter konzentriert in die Kamera. In der Bildunterschrift stand etwas von „Haare aus dem Gesicht“, aber ich bin mir sicher sie meinen Europa.
05.03.2018
Ich habe nur eine Nacht mit Alina Argentina verbracht. Zumindest habe ich sie so bei WhatsApp getauft. Eigentlich sogar weniger als eine Nacht. Wir hatten uns gegen neun an einem Späti getroffen und gegen vier musste sie schon wieder los, weil sie auf dem Weg zum Flughafen noch ihren Rucksack aus der Airbnb Wohnung im Prenzlauer Berg holen musste. Sie war alleine durch Europa gereist ,um es sich, ihren Eltern und Freunden zu beweisen und wollte den letzten Abend nicht alleine verbringen. Ich wollte auch nicht alleine sein, versuchte ihr die Unterschiede zwischen den Biersorten zu erklären und dafür lachte sie über meine Witze.
Einige Wochen später schickt sie mir immer noch Bilder. Von ihren Katzen, dem Blick aus ihem Fenster oder von Bands, die ihr gefallen. Immer unangekündigt und mit einer kurzen Beschreibung. Wie in einem Bildband. Und ganz selten, immer nachts und immer im betrunkenem Englisch, die Frage, ob ich nicht in der nächsten Zeit mal zufällig nach Argentinien kommen würde. Aber wir antworten uns auf solche Fragen nur mir Smileys.
Was wäre, wenn – 48 Farbphotographien aus Berlin und Tucumán
Deutsch/Englisch/Spanisch. Hardcover. 29 Euro. Internationaler Versand.