Frühstück um zwei, für zwei aber alleine.
Jahr: 2019
12.01.2019
12 Kilometer wachsames mäandern an den anstrengendsten Orten von Berlin (Warschauer Brücke, Alexanderplatz, Hauptbahnhof) auf der Suche nach Oasen und was sie uns über sich, die Sehnsucht nach Ruhe und das Erleben von Orten an sich erzählen können. Dabei konstant leichter Regen von schräg vorne und die 70er Jahre in den Knochen und in den Klamotten. Die alte Bundesrepublik muss man sich wohl wie eine sexistische Zigarette vorstellen.
11.01.2019
Der unzufriedenstellende Stand der Dinge (den aufzuschreiben immer noch besser ist als sich weitere zwei Stunden mit mittelmäßigen YouTube Videos ruhig zu stellen):
- In einem Forschungsmodul macht der Projektpartner nicht seine Arbeit, weswegen ich nicht weitermachen kann und wir trotz Weihnachtspause am Dienstag nichts vorzustellen haben. Ich habe keine Lust Montag eine Nachtschicht einzulegen.
- Im anderen Forschungsmodul geht es ähnlich schleppend voran. Der Februar wird unangenehm.
- Während der freien Zeit bin ich mit der Hausarbeit quasi gar nicht voran gekommen, dabei muss sie mit Titel (= Plan) bis zum Ende der Vorlesungszeit angemeldet. Wenn ich daran arbeite, dann immer um das eigentliche Problem herum.
- Mein eines Paar Schuhe lässt sich nicht mehr reparieren und ich kann nicht herausfinden von welcher Marke sie sind.
- Mein anderes Paar Schuhe ist wohl auch kaputter als gedacht. „Gehen Sie damit zum Hersteller.“, ist als Schuster leicht gesagt. Bleibt ein paar Vans und die sind nicht besonders winterfest.
- In der Bibliothek funktionierte das Internet heute immer noch nicht richtig und ich habe nicht gemacht, wofür ich eigentlich in die Bibliothek gegangen bin.
- Infolgedessen erscheinen mir auch Körper, Kleidung, Zimmer und Fahrrad verbraucht, kaputt oder schlicht hässlich.
- Noch mehr, weil ich heute morgen bei Frühsport geschummelt habe.
- Und die Meditation früher abgebrochen.
- Und für zwei Stunden nicht aus dem Bett gekommen bin.
- Und weil es L. schlecht geht.
Aber… wenigstes habe ich den Brief abgeschickt. (Auch wenn es eine Postkarte sein sollte.)
P.S.: Selbstmitleid stinkt!
10.01.2019
Wir stehen vor der schwierigen Situation handeln zu wollen, ja handeln zu müssen, schließlich wollen wir ja als Aktivisten wahrgenommen werden und nicht als BMZ finanzierter Spielplatz, aber nicht handeln zu können, zumindest nicht aus unserer privilegierten Distanz. Weil wir niemanden gefährden wollen, weil die Chance zwischen die Fronten geraten zu groß ist, weil es nicht um „die da“ geht, sondern um Menschen, die wir als WhatsApp Kontakte und Instagram Follower durch die Stadt tragen und abwechselnd Kollegen oder Freunde nennen.
Natürlich könnte man etwas tun, aber es wäre nicht das was wir tun wollen und nicht das, was wir uns auf die Fahne geschrieben haben. Wir können nicht die Berge bewegende Kraft des Films loben und dann keinen Film machen, wenn es darum geht einen Berg zu bewegen.
09.01.2019
„Alles“-Frühstück
08.01.2019
Zwei ungeschriebene Antworten:
Eine Postkarte: „Ich freue mich sehr für dich, aber es tut auch aus zwei Gründen ein bisschen weh. Weil man nie ganz zu träumen aufhört und weil mir dieses Jahr etwas ähnlich passiert ist.“
Und eine Slacknachricht: „Die Zeit ist reif, und ich hätte ganz viel Gesprächsbedarf, aber der Januar ist mit zu viel Bedeutung aufgeladen.“
07.01.2019
Das dritte Spiegelgesetz der Erzähltheorie lautet:
Der Regen am Morgen, der dich hindert das Haus zu verlassen und joggen zu gehen dauert immer genau so lang wie die weltverlorene Lustlosigkeit, die dich nach dem unzureichendenbefriedigenden Tagwerk regungslos aufs Bett und vor YouTube Videos fesselt, die dich eigentlich nicht interessieren.