Jahr: 2019

03.02.2019

Der ältere Mann quer über den Gang in Reihe vor uns versucht über eine Stunde sein Ticket auf dem Handy von der Seite der Bahn herunterzuladen. Dann holt er seinen Laptop hervor und versucht das ganze nochmal, hat aber auch hier Probleme. Dieses mal mit dem WLAN. Ich bin kurz davor meine Hilfe anzubieten, aber dann hat er es doch fast wieder geschafft. Die Schaffnerin sagt erst mehrmals geduldig: „Na, dann komme ich später nochmal vorbei.“, aber irgendwann greift ihre Kollegin zum Telefon. Es ist verzwickt. Die Buchung taucht im Bahnportal auf, aber es kam keine Bestätigungsmail. Die Leitung zum herbeitelefonierten Kollegen bricht immer wieder weg. Die Lage ist brenzlig, der Herr ist seit über 40 Jahren Bahnkunde und viel zu nett um ihn einfach abzukassieren. Die beiden Schaffnerinnen sind ratlos und ich schwitze vor stummer Aufregung. Der Kollege am Telefon muss selber jemanden anrufen. Alle warten gespannt. An Arbeit ist nicht mehr zu denken.

02.02.2019

Eine Fahrt unter erschwerten Bedingungen bei gleichzeitiger Bewahrung absoluter Coolness (zumindest im Vorhinein): Reifen mit kaum Profil, wenig Fahrpraxis, Schneetreiben, eine Nasse Autobahn kurz vor dem Gefrierpunkt, eingeschränkte Sicht, Dunkelheit und Aufregung, weil ich L. vom Bahnhof abhole.

01.02.2019

Der strategische Rückzug wird beim Kaffeekränzchenprosecco eingeleitet.

31.01.2019

Wohin gehst du?

Draußen was essen.

Was denn?

Weiß ich noch nicht.

Und wo?

Weiß ich auch noch nicht.

Und welche Richtung so?

Weiß ich auch noch nicht so genau. Bestimmt was vom Grill oder Spieß. Irgendwas, wo man Angst hat den Namen des Gerichts falsch auszusprechen und deshalb erst stammelt und dann auf das Schild zeigt, als wäre einem eben gerade und  ausnahmsweise ein völlig alltägliches Wort entfallen, das einem aber eigentlich schon halb auf der Zunge liegt.

 Also willst du einfach nur was Neues.

Ja.

Ok. Das ist mir zu experimentell.

30.01.2019

„Das Beste an Charlottenburg / Wilmersdorf ist die U7 nach Neukölln.“

29.01.2019

Ganz geschafft, weil gefühlt nichts geschafft und deshalb eine Pause ignoriert oder vergessen und das schon in der Planung und auch da schon zu viel geplant und letztendlich noch weniger geschafft, als ich mit der Pause geschafft hätte, für die ich dann weniger geschafft hätte.

Verzwickt. Darum alles mit Fußcreme wegcremen.

28.01.2019

Warum ich nicht davon erzähle, wie mich mein Körpergedächtnis beim Abschied heute fast in Verlegenheit gebracht hätte:

Wenn ich an alle schreibe, weil ich nur so an mich schreiben kann, dann schreibe ich für alle und die Texte gehören nicht mehr mir, sobald ich sie veröffentlicht habe. Ich kann sie zwar wieder löschen aber nicht mehr enteignen. Roland Barthes schreibt: „Die Geburt des Lesers ist zu bezahlen mit dem Tod des Autors.“, aber auch ein toter Autor hat einen Namen und eine Handynummer.  Für alte Liebesbriefe muss man auf den Dachboden steigen, aber für Blogeinträge reicht ein Link. Weil mein Notizbuch gleichzeitig ein Server in Frankfurt, deine schlaflose Bettlektüre und der Zufallsfund einer hessischen Hausfrau sein kann, muss ich mich fragen:  Wie kann ich über das Schreiben, was mich betrifft, ohne die zu Treffen, die mich betreffen?