Das Schnurren der Katze beim Putzen der Fenster, das Gedicht von Brecht mit dem ausgetauschten Geschlecht, der indische Eintopf unter den Soßen und Dips, der große Schwindel zwischen den Tabs, eine leere Packung Schokolade, eine leere Packung Haribo, mit dem leuchtenden, ausgeschalteten Laptop vor der Nase auf dem Bett liegend, den Augen im Hinterkopf des Weckers ausgeliefert, nicht hilflos, sondern weil es viel einfacher ist, als dem Rhythmus zu widerstehen und stillzuhalten.
Jahr: 2019
09.02.2019
Nach der Party kommt der Kater.
Das gilt auch für Intimität. Wenn es abwechselnd brennt und schmerzt vor Nähe, vor Angst und vor Glück, wie kann dann der Morgen danach etwas anderes als grau sein? Nur Pillen lassen sich nachwerfen. Das ist Schade und unser größtes Glück. Wer nicht sich nicht verzehren will, muss immer wieder aufs Neue entbrennen können.
08.02.2019
Durch das Bloggen ist mir das Geschichtenschreiben abhandengekommen. Was bleibt, sind Klappentexte:
Berlin ist voller Attraktionen, die von über 13 Millionen Menschen jedes Jahr besucht werden. An diesen zumeist lauten Orten haben wir uns auf die Suche nach leisen Geheimplätzen begeben und sie in diesem Bändchen zusammengetragen. Dieser besondere Berlin-Guide ist eine Bereicherung für all jene, die ihren Besuch durch die Stadt führen und sich dabei von Orten der unerwarteten Stille überraschen lassen wollen, oder die schon vorher nach wohltuenden Oasen zwischen den Programmpunkten suchen.
07.02.2019
Der Zyniker in mir sagt: „Leckerer Aktivismus – bei kleinen Häppchen zu einem persönlich motivierten politisch-gesellschaftlichen Handeln ohne Scham und Imperative, eine Coaching-Journey für privilegierte Kleingruppen mit schlechtem Gewissen auf der Suche nach bequemen Ausreden und Auswegen mit Selbstdarstellungspotenzial.“
Der Rest sagt: „Schön sich mit solchen Menschen umgeben zu können.“
06.02.2019
Nach der Impfung, beim Verlassen der Praxis ruft der Arzt mit hinterher: „Ach, und wenn es in Richtung Hand rot wird, dann kühlen und wenn es Richtung Schulter rot wird, dann ins Krankenhaus. Dann bis nächste Woche.“
05.02.2019
Immer wieder das Gleiche: Ein Bild formt sich im Kopf, macht sich breit, und kaum da es daran erinnert wird, dass es nicht allein auf der Welt ist, dass da auch noch andere Köpfe sind, mit Bildern, die sich breitmachen, bekommt es Angst, sorgt sich um seine Anschlussfähigkeit, seine Existenzberechtigung, gibt Kontra, überschlägt sich, gerät ins Rudern, zieht sich zurück, fühlt sich von oben, von der Position der Stärke aus gemustert und schämt sich noch mehr für sein Dasein. Digitale Kommunikation ist noch viel unwahrscheinlicher, darum sollte sie aus Sicherheitsgründen nur für technische Mitteilungen verwendet werden.
04.02.2019
Christian Kracht: Imperium
Eine faszinierende und schreckliche Geschichte, welche die manchmal sehr aufgesetzte Sprache gar nicht gebraucht hätte. Oder vielleicht doch? Braucht es diese Konstruktionen um eine zeitliche Distanz zu den Rassismen und verquerten Ideen zu erzeugen?
Die letzten Kapitel lesen sich, als hätte Christian Kracht noch lieb gewonnenes Material und Figuren unterbringen wollen. Die sind auch toll, kommen so aber so kurz und sind irgendwie fehl am Platz. Schade. Aber das wäre dann wohl ein mindestens doppelt so dickes Buch geworden.