Monat: Mai 2019

10.05.2019

Ameisenhaufen im Kopf 2.

Zwischen einem Dutzend Gästen, einem Waffeleisen und dem Zubereiten von Gin Tonics haben die aber wenigstens eine Aufgabe.

 

09.05.2019

Ameisenhaufen im Kopf 1.

08.05.2019

Eine Verkettung von Kränkungen und Verdrehungen:

  1. Der Professor für digitale Medien im Puppenspiel fällt mir ins Wort, weil ich aufgeregt im Gedankenstrang verheddert Taucher nicht gendere. Soweit so gut und richtig. Das „Macht ihr das bei euch nicht? Ihr seid die ersten jüngeren Menschen, die ich seit langem treffe bei denen mir das auffällt.“, trifft mich dann aber doch und wie ich später merke heftiger, als ich es im Moment war haben will. Dabei gab es eigentlich keinen Grund verletzt zu sein. Wenn es um geschlechtergerechte Sprache geht, halte ich den konfrontativen Ansatz für kontraproduktiv und ich glaube, er hatte uns eh abschätzig als „was mit Wirtschaft und Werbung“ abgestempelt.
  2. Nachbesprechung im Hof. Ein Gruppenmitglied hat vorher auch Theaterwissenschaft studiert, „sah da aber keine Zukunft“, redet viel von Digitalisierung, obwohl er Veränderung und Fortschritt meint, und will meine Perspektive auf den Studiengang wissen. Nachdem ich erzählt habe, sagt er nur, dass er das affirmativer angehe und nicht etwas studieren wolle hinter dem er nicht steht. Mit den beiden vorher im Büro die Sache vertreten zu müssen entläd sich als Abgrenzung. Ich sage, dass ich los muss.
  3. Und es stimmt, ich bin eh schon zu spät. Muss auch noch meine Unterlagen von zu Hause abholen. Nur ein bisschen zu spät kommen und dafür hungrig sein oder noch etwas essen und dafür noch später kommen? Ich entscheide mich für Weißmehl und Teilchen, das kann man beim Fahrradfahren essen, komme aber trotzdem eine Viertelstunde zu spät zum Seminar und stehe noch zwei Minuten vor der geschlossenen Tür, bevor ich mich traue den Raum zu betreten. Natürlich ist es allen egal, nur mir nicht.

07.05.2019

In „The Great Replacement“ interviewt der Attentäter von Christchurch sich selbst. Zwei Fragen fallen mir auf:

Did you commit the attack to receive media coverage and to
propagate your own writings/beliefs/ideals?

No, the attack was a end in itself, with all the necessary affect required.
These writing, and their coverage, are just a bonus.

und

Is this your complete writings and views?

Unfortunately not, there was a much larger work written, roughly 240
pagies long that spoke on many issues and went into much depth, but in a
moment of unbridled self criticism, I deleted the entire work and started
again, two weeks before the attack itself.

I was left with a short period of time to create a new work and only leave
my views half finished. I will let my actions speak for themselves.

Vielleicht stimmt das, vielleicht ist es aber auch nur Teil seiner Medieninszenierung. Aber egal was die Absicht ist. Zwischen den Worten steckt affektiver Druck der mehr als Real werden möchte. Er tut mir leid.

06.05.2019

„Erzählen bedeutet eine Entlastung vom Schock des Neuen, Fremden und Abweichenden. Der phänomenologische Raumtheoretiker Hermann Schmitz nennt diesen Schock, der einer Handlungshemmung gleichkommt, ‚primitive Gegenwart’, in der Ich, Hier und Jetzt zusammenfallen. Erst durch die Dehnung der Zeit entstehe Reflexions- und Handlungsraum. Diese Dehnung kann durch das Erzählen erfolgen, indem die gemachte Erfahrung in gestaltete Rede verwandelt wird. […] Durch das Erzählen wird wieder eine Raum-Zeit gewonnen, also zeitlich nah vorne (Projektion möglicher Handlungsalternativen) wie nach hinten (Erinnerung an bereits gemachte und bearbeitete Erfahrungen). Hermann Schmitz spricht in diesem Zusammenhang von ‚entfalteter Gegenwart’.“

So wie T. Düllo (Abwegen und Abschweifen. Versuch über die narrative Drift, 2015) es beschreibt könnte der Schock auch das Gespräch sein, von dem ich aufgeregt im Flur berichte, noch während ich mir die Schuhe ausziehe. Bei H. Schmitz (System der Philosophie, Bd. 3: Der leibliche Raum, 1967)  klingt die „primitive Gegenwart“ aber viel bedrohlicher und seltener. Viel primitiver:

„Bei heftiger Angst sind für den Geängstigten die Momente Hier, Jetzt und Ich nicht mehr zu unterscheiden. […] Der tief Geängstigte will nicht mehr speziell das Hier oder das Jetzt verlassen, sondern er will sozusagen nur überhaupt noch weg, er will ausbrechen aus einer Enge, in die er sich getrieben fühlt. […] Wenn Angst oder Schmerz den Menschen ganz beherrschen, ist ferner die Enge, in der Hier, Jetzt und Ich zusammenschmelzen, das einzige unverwechselbare Dieses, das sich dann noch abhebt; alles Übrige tritt in gleichgültige Verschwommenheit zurück, und die sämtliche sonst über das Erlebnisfeld verstreute Eindeutigkeit kristallisiert gleichsam aus zu der isolierten Spitze, wovon der Mensch nicht loskommt, während er mit aller Gewalt fortstrebt. In dieser Spitz drängt sich dem Geängstigten oder Schmerzgepeinigten überdies unweigerlich das wirklich Dasein von etwas auf, und zwar mit unbezweifelbarer Gewissheit, weil mit der Distanz des Ich von der Enge auch die Möglichkeit des Zweifels verschwunden ist. Dieses Dasein ist dem Dieses, Hier, Jetzt und Ich um s stärker zu Ununterscheidbarkeit verschmolzen, je gebieterischer und zugleich ohnmächtiger der Impuls ‚Weg!’ und je schlichter damit die Enge ist, worin dieser Impuls aufgehalten wird. Diese schlichte Enge – den Zusammenfall der fünf Momente Hier, Jetzt, Dasein, Dieses und Ich – bezeichne ich als primitive Gegenwart.“

Wie Passt das zusammen, ein besonderer Schmetterling und ein Trauma?

05.05.2019

Notiz an mich: Öfter zu Abenteuern einladen, ohne vorher zu wissen, was das Abenteuer sein wird. Unter Druck irgendwas Sprichwort.

04.05.2019

Die Seminarbeschreibung hat alles, was ein spannendes, fragwürdiges und unbedingt unnötiges Kunstkopfprojekt braucht. Die Umsetzung ist deshalb gar nicht mehr notwendig, du Fotze:

Die Fuge als Verbindungsstelle zweier Körper wird im Bauwesen als toleranzbedingter Spalt zwischen zwei Materialien angelegt, wenn eine Baugruppe nicht einteilig gefertigt werden kann. Wie lässt sich die Funktion des Pöbelns nutzen? Kann Pöbeln präventiv angewendet werden, um wie bei der Dehnungsfuge einer Entstehung von Spannungsrissen (im Gesellschaftsbild) zuvorzukommen?

Pöbeln im Kontext (PiK) betrachtet hierarchische Grenzen im urbanen und akademischen Raum in aufführenden Praktiken. Im Austausch mit Parkbankbe-sitzern stellt sich die Frage: Wie umgehen, miteinander? Beleidigen und „Blöd kommen“ dienen dabei als frontale Mittel der Hinterfragung von Interessenskonflikten. Es geht darum Wege und Handlungsmöglichkeiten ausloten und dabei präzise zu pöbeln.