Monat: Juni 2019

30.06.2019

Wir liegen auf dem Balkon und über uns schwanken die Sterne im Wind, dabei ist es eigentlich der Kran, der sich bewegt, aber eine optische Täuschung erzählt keine Geschichte von einer Welt, die ins Wanken gerät, weil wir uns wieder an den Händen halten.


Warum kränkt es mich so, sich ohne von mir zu verabschieden in meinem Arm einzuschlafen? Ist es die Sorge zu brennen, ohne das sich jemand an der Präsenz wärmt? Die Angst vor dem Moment des realisierten Zurückgeworfensein auf das Ich? Die Begegnung mit dem kleinen Tod und des Verlassenwerdens? Schon als Kind hatte ich Alpträume von Vampiren am Fenster und noch schlimmer – von Schlafwandlern im Treppenhaus.

29.06.2019

Herpes, Konzentrationsprobleme, im Supermarkt orientierungslos, von den Treppenstufen völlig erschöpft, schnell gekränkt, nah am Wasser gebaut, eine schwere Stirn, Müdigkeit ohne Schlafen zu können… es ist wohl Zeit sich auszuruhen.

28.06.2019

Der Stress der vergangenen Tage fräst sich beim Tanzen schließlich als Herpes durch die Lippendecke, weil auf die Distanz, so ungeerdet und plötzlich in Bewegung gebracht, alles in alle Richtungen schießt.

Derrida wird zitiert:

„Ich werde jetzt anfangen,
mit dem Anfang
und mit dem Ende zugleich.
Denn ich habe mit dem Ende angefangen,
als ob es der Anfang wäre“

aber ich verstehe nichts, lege das Buch beiseite und öffne YouTube.

27.06.2019

Warum gratulieren mir die Fremden im Tiergarten nicht? Jubelt mir gefälligst zu, wenn ich hier vorbeilaufe. Ich habe mich nach Stunden zum Joggen aufgerafft und mich nicht zermürben lassen. Stunden zu spät, aber siegreich. Zumindest Waffenstillstand. Ich laufe vielleicht noch im Kreis, aber nicht mehr tiefer in das Loch hinein. Würdigt das gefälligst. Spätestens wenn ich es dann auch noch schaffe, mir die Emotionen des verlorenen Tages zu verzeihen, erkennt ihr hoffentlich den Halbgott, der da neben euch an der Ampel steht.

26.06.2019

Die Wünsche zwischen den Worten und ein Donnergrollen, das sich als ein vom Herzen rollender Stein herausstellt.

25.06.2019

Im ersten Teil meines Vortrags werde ich zeigen, wie wir die aus der Lücke zwischen kommunikativer-emotionaler Nähe und physischer Distanz emporsteigende Kraft als CO₂ neutralen Energieträger verwenden können, um das Zwei-Grad-Ziel doch noch zu erreichen. Im zweiten Teil werde ich dann auf die ethischen Probleme bei der Gewinnung und Verarbeitung dieser neu erschlossenen Ressource eingehen und anhand von historischen Beispielen zwei Szenarien entwerfen, wie sich das Spannungsfeld von Klimakatastrophe und Menschenrechten im Fachdiskurs, aber vor allem in der Populärkulur,  in den kommenden Jahren entwickeln könnte.

24.06.2019

In der Mittagshitze spaziere ich von Nürnberg nach Fürth die Pegnitz entlang, weil mein Zug erst am Abend fährt. Supersparpreis. Im Kopf balanciere ich Nürnberg mit Köln und Aachen, nicht ganz sicher wer den Gedanken da hineingesetzt hat und ob ich ihn gerade da haben will, aber es ist zu heiß um wirklich darüber nachzudenken und mehr als die Frage hinter dem Gedanken ist eigentlich auch gar nicht. Naja, vielleicht der Wunsch zu gefallen und die Idealisierung des Bekannten im Angesicht des großen Unbekannten. Wie soll ich mich bei dreißig Sorten Eis denn auch entscheiden können. Warum habe ich mich heute für Tiramisu, Schokolade-Chilli und Maracuja entschieden? Schokolade steht für Sicherheit und dazu braucht es immer eine fruchtig erfrischende Ergänzung. Wenn die Kugeln nicht zu teuer sind oder ich mich nicht zu fett fühle auch noch eine zusätzliche Kugel Neugierde, ohne die kann man aber auch ein erfülltes Eisleben führen, oder gilt das schon als spießig?